Weniger Autos, mehr Raum für Menschen

Alta Garage – heute Parkhaus, morgen schon Bürogebäude?

5 Minuten

Die Alta Garage von Google in Mountain View

Die Alta Garage von Google in Mountain View

Parkhäuser sind in der Regel architektonisch alles andere als bahnbrechend – sie erfüllen einen funktionalen Zweck in einer Gesellschaft, in der viele Menschen immer noch auf das Auto angewiesen sind, um an ihr Ziel zu gelangen. Doch mit Blick auf eine mögliche Zukunft mit weniger Autos und einer nachhaltigeren Mobilität, die zur Verringerung von CO₂-Ausstoß und Verkehrsstaus beitragen wird, wird der Bedarf an Parkplätzen wahrscheinlich abnehmen. Das könnte dazu führen, dass Parkhäuser überflüssig und schließlich abgerissen werden, was wiederum mehr Abfall, CO₂-Emissionen und höhere Kosten nach sich ziehen würde. Aus diesem Grund wurde die neue Alta Garage von Google in Mountain View bewusst so konzipiert, dass sie eines Tages von einem Parkhaus zu einem Gewerbe-, Wohn- oder Gemeinschaftsgebäude umfunktioniert werden kann.

Die Idee heißt „zukunftssicheres Parken“: Wenn sich die Bedürfnisse der Gesellschaft ändern, kann die Alta Garage diesen angepasst werden. Es besteht Bedarf nach weiteren Büros, Wohnungen oder Veranstaltungsräumen? Die Alta Garage kann bei abnehmender Nachfrage nach Parkplätzen jede dieser Funktionen übernehmen. Und zwar auf eine nachhaltige Weise, die Kosten senkt, Zeit spart und Abfall verringert.

Alta Garage 1001

Die Alta Garage ist ein Parkhaus, das sich an zukünftige Veränderungen anpassen lässt.

Wir investieren seit Langem in nachhaltige Verkehrslösungen, darunter Programme für Fahrgemeinschaften, autonome Fahrzeuge und Technologie, die Menschen dabei unterstützt, umweltfreundlichere Entscheidungen zu treffen. Das zukunftssichere Design der Alta Garage steht im Einklang mit diesen Zielen und jenen der Stadt Mountain View, dieses Gebiet zu einer Zone mit beschränktem Verkehr zu machen und so klimafreundliche Pendeloptionen zu fördern.

Aber wie kann man ein Parkhaus so gestalten, dass es nicht nur funktional, sondern auch für verschiedene zukünftige Verwendungsmöglichkeiten geeignet ist? Im Jahr 2018 begann das Team des Google Real Estate R+D Lab mit einem Brainstorming zu dieser Frage. Grund dafür war der Wunsch der Gründungsmitglieder von Google, sich von Projekten für Autos mit nur einem Fahrer zu verabschieden und stattdessen emissionsärmere Verkehrsmittel wie Busse, Fahrräder und autonome Fahrzeuge zu fördern.

„Wir wollen für das bauen, was die Zukunft bringt“, sagt Michelle Kaufmann, Leiterin des R+D Lab for the Built Environment von Google. „Wir haben verschiedene Konstruktionstechniken, Materialien, Größen und Strategien im Labor untersucht, um die Voraussetzungen für eine anpassungsfähige Konstruktion bei gleichzeitiger Minimierung der Kosten zu analysieren.“

Wandel der Alta Garage vom Parkhaus zum Bürogebäude.

Unser Labor für Forschung und Entwicklung hat Möglichkeiten identifiziert, wie die Alta Garage in Zukunft für Wohn- oder Gewerbezwecke umgestaltet werden kann.

Der Schlüssel lag darin, einen flexiblen und anpassungsfähigen Gebäudekern zu errichten, sodass die Alta Garage bei Bedarf einen neuen Zweck erfüllen kann. In seiner derzeitigen Konfiguration bietet das Parkhaus Platz für mehr als 1.700 Autos sowie über 450 Ladestationen für Elektroautos und kann sowohl von Mitarbeitenden von Google als auch von Gästen der Google Visitor Experience genutzt werden. Die Parkrampen können in Terrassen und Innentreppen umgewandelt und die einzelnen Ebenen eines Tages als Veranstaltungsräume, Büros oder Wohnungen neue Verwendung finden. Um eine einfache Umnutzung zu gewährleisten, führten wir sogar Tageslichtstudien durch, um sicherzustellen, dass die Bodenhöhen und die Entfernung der Rampen ein Maximum an Tageslicht zulassen würden. Um diese Umgestaltung zu ermöglichen, arbeiteten wir eng mit Clark Pacific, Gensler, Hollins, International Parking Design, Ellis Partners, SPMD Design und anderen Partnern zusammen, um verschiedene Designelemente zu integrieren, die sich von herkömmlichen Parkhäusern abheben.

„Das Parkhaus hat zum Beispiel sehr große Grundflächen und extrem hohe Decken, die eher den Dimensionen von Büro- oder Einzelhandelsflächen entsprechen“, sagt Jeffrey Curry, Director of Construction bei Google. „Die Rampen, über die Autos auf die nächste Ebene gelangen, sind demontierbar und können entfernt werden. So wird Platz für Atrien, Höfe oder Terrassen geschaffen, über die Tageslicht in die zukünftigen Innenräume strömen kann.

Alta Garage

Die Alta Garage wurde mit hohen Decken und offenen Parkbuchten entworfen, damit das Gebäude in Zukunft auch für andere Zwecke eingesetzt werden kann.

Außerdem wurden durch die Verwendung von Flachböden mit Drainage ein Gefälle auf den Böden vermieden, was einen Umbau zusätzlich erleichtern würde. Der Beton wurde verstärkt, um einer höheren strukturellen Belastung standzuhalten, wie sie für Gewerbe- oder Wohngebäude typisch ist. Dies ermöglicht auch den Einbau von Trennwänden, sodass das umgebaute Gebäude in verschiedene Bereiche unterteilt werden kann. Strukturelle Aussparungen erleichtern darüber hinaus die Verlegung künftiger Sanitär- und Elektroleitungen.

Alternative Nutzung der Alta Garage.

Mithilfe von Computerberechnungen haben wir getestet, wie wir die Alta Garage in der Zukunft als Wohn- oder Bürogebäude umgestalten können.

Das Ziel war es, so viel Flexibilität zu schaffen, dass die Alta Garage in Zukunft teils als Parkhaus, teils als Büro oder auch ganz anders genutzt werden kann. Für die Architekten bedeutete der zukunftssichere Ansatz, dass sie rückwärts arbeiten mussten, um das Parkhaus zu entwerfen. Wo würden sich in einem zukünftigen Bürogebäude die Treppen und Aufzugsschächte befinden? Wo könnte ausreichend Platz für Sanitär-, Heizungs- und Kühlsysteme für ein Wohnhaus geschaffen werden? „Wir mussten Pläne für Wohnungen und Büros entwerfen und dann rückwärts arbeiten, um zu ermitteln, in welchen Bereichen sich in der ersten Phase Parkplätze befinden konnten“, sagt Kaufmann.

Wenn du scrollst, siehst du zwei Bilder: (1) zukunftssichere Elemente, die von Anfang an in der Alta Garage verbaut wurden, und (2) zusätzliche Elemente, die einfach in Zukunft in das Gebäude integriert werden können – je nachdem, ob es als Wohn- oder Bürogebäude genutzt werden soll.

Aber es sind nicht nur die Details im Inneren, die die Alta Garage einzigartig machen. Auch von außen sieht sie nicht wie ein typisches Parkhaus aus. Die von der kalifornischen Künstlerin Kim West entworfene und von SPMDesign entwickelte kinetische Kunstfassade mit dem Namen „Ode to Bohemia No. 5 (Inexhaustible Blooms)“ wurde von der einheimischen Pflanzenwelt inspiriert und besteht aus 97.500 bunten Metallteilen, die im Laufe des Tages verschiedene Farbtöne reflektieren. Das Kunstwerk bringt mehr Farbe, Lebendigkeit und Kreativität in den Alltag. Es wurde so konzipiert, dass es genau wie das Gebäude zukunftssicher ist – die kinetischen Teile können demontiert und bei Bedarf an einen anderen Ort gebracht werden.

„Ode to Bohemia No. 5 (Inexhaustible Blooms)“ von Kim West macht dieses Gebäude nicht nur schöner und lebendiger: Das Gebäude kann sogar bei Bedarf in der Zukunft versetzt werden.

Selbst wenn die Alta Garage eines Tages nicht mehr als reines Parkhaus genutzt wird, könnte das Erdgeschoss weiterhin als Lade- und Abholstation für autonome Fahrzeuge dienen. Auf dem Dach befindet sich eine Photovoltaik-Anlage, die zur Energieerzeugung des Gebäudes beiträgt. Der Parkplatz auf dem Dach kann in Zukunft für Lieferdrohnen, fliegende Autos oder autonome Fahrzeuge genutzt werden.

Welche Funktion die Alta Garage künftig auch haben wird – sie wurde schon heute mit Blick auf die Zukunft geplant.

Solarmodule der Photovoltaik-Anlage der Alta Garage in der Vogelperspektive.